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 Kategorie: Grundtypen Zum jüngsten Beitrag 
Thema: wann bildet sich die Persönlichkeit ausfrageer - 05.03.2013 15:11 

Peter fragt:

Hallo, es gibt ja veschiedene Idden wann sich die Persönlichkeit ausbildet.

Ich habe folgende Varinate gehört, die mir neu war:

mit den Genen wird ein grosser Teil der Persönlichkeit schon einem mitgegeben, das war mir klar weil so immer schon erklärt .

weiters in den ersten 2 Jahren der Kindheit - das kannte ich auch.

Jetzt habe ich gehört, dass auch in der Pubertätsich die Persönlichkeit ausprägt oder verändern kann,

wie steht ihr dazu und gibt es dazu Literatur ?

 

danke

 

 

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A1   RE: wann bildet sich die Persönlichkeit aus werner - 05.03.2013 21:11 

Hallo Peter,

die erste Frage, die sich mir stellt ist: Was verstehst du unter "Persönlichkeit"?

Aus meiner Sicht ist es eine Mischung aus

- genetischer Grundausstattung

- vorgeburtlichen Erfahrungen inkl. der Bildung des "Naturells" (also unseres Persönlichkeitstyps)

- Erziehung

- Umwelt und Kultur

- individuelle biografische Erfahrungen

Dass die Ausprägung der Gesamtpersönlichkeit auch während der Pupertät stattfindet, steht so gesehen außer Frage, denn in dieser Zeit dürften sich für viele Heranwachsende Fragen der Werte, der Zugehörigkeit oder der Paarbindungspräferenzen entscheiden oder zeigen. Ich denke aber, dass auch später noch Spuren in der Persönlichkeit zurückbleiben, wenn die Erfahrungen nur stark genug sind. Nur wird das weder die genetische Grundausstattung noch das angeborene Naturell beeinflussen - das Einzige, was ich da jemals in dieser Richtung gehört habe ist, dass bei Leber- oder Herztransplantationen manchmal starke Persönlichkeitsveränderungen beobachtet werden, inkl. Veränderung der bevorzugten Nahrungsmittel.

Werner (Beziehungstyp, wir-verbunden, zukunftsorientiert, Denker - 123-Code: 1332)

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A2   RE: wann bildet sich die Persönlichkeit aus christian_h - 05.03.2013 21:43 

Da mache ich mal den Anfang zu dieser Frage. Da ich Soziologe bin, habe ich dazu schon einigen Kontakt in Seminaren und Vorlesungen gehabt. 

Prinzipiell gilt in der Entwicklungssoziologie heute als vorherrschende Lehrmeinung, dass die Identitätsfindung ein lebenslanger Prozess ist, der nicht zu bestimmten Zeitpunkten festgelegt wird, sondern dass diese Zeitpunkte nur prägend sind für bestimmte Lebensphasen und die Identität im Allgemeinen. 

Früher galt das Bild des ICHs in der Mitte eines Zentrums, dass in immer größeren Kreisen zu bestimmten Kategorien gehört. z.B. das ICH inmitten der Familie, im nächstgrößeren Kreis als Teil einer z.B. Berufsgruppe, dann als größerer Kreis z.B: als Mitglied eines Nationalstaates (z.B. Bundesbürger) usw. 

bildlich: wie die Kreise, die ein geworfener Stein in einer Pfütze verursacht. Also die immer größer werdenden Kreise um das Zentrum 

Dies gilt heute als überholt. Heute ist eher das Bild vorherrschend, dass die Identität aus vielerlei "Subidentitäten" eine Schnittmenge bildet. Wir können also "Mitglied" vieler Subidentitäten sein, die sich in einer Schnittmenge, nämlich der individuellen Identität, treffen und vereinen. 

Bildlich: eine Blüte. Jedes Blütenblatt (Identitätsaspekt / Rolle) verläuft zur Mitte hin, wo sich im Zentrum alles (teilweise) trifft. 

 

Die Frage zur Pubertät als prägende Phase, ist nicht so einfach zu beantworten. Prinzipiell können sogenannte universelle, ontogenetische Krisen unterschieden werden. Dies sind Phasen, in denen die Identität sehr stark geformt wird, da sie einschneidend in jeder Biografie sind. Hierzu gehören z.B.

- die Geburt: das Verlassen des mütterlichen Schutzes

- die Loslösung von den Eltern (speziell von der Mutter) als alleinige Bezugspersonen, z.B. Kindergarten, Schule

- Pubertät, Adoleszenz als Übergang vom Kind hin zum selbstverantwortlichen, sozialökonomisch eigenständigen Menschen, der für sich selbst sorgen muss

In all diesen Krisen kommt es zu einer Verzahnung zwischen dem Individuum und den gesellschaftlichen Aspekten, in die der Mensch "entlassen" wird. Anders ausgedrückt: Er/Sie muss in diesen Phasen zurechkommen aus einer Kombination von selbst angeeigneten Verhaltensweisen und den gesellschaftlich vorgefundenen, um sich zurechtzufinden. 

 

Zur Literatur:

1. Erving Goffman: "Wir alle spielen Theater"

Ein Klassiker im Bereich der Rollentheorie. Goffman beschreibt die Rollen, in die wir in unterschiedlichen Situation schlüpfen. 

http://www.amazon.de/Wir-alle-spielen-Theater-Selbstdarstellung/dp/3492238912/ref=sr_1_1?ie=UTF8&;qid=1362514861&sr=8-1

2. Erik Erikson: "Identität und Lebenszyklus" 

Das sollte deiner Frage ziemlich nahe kommen. Hier geht es vor allem um die Identitätsentwicklung als echter Prozess. Auch werden Fragen zum Thema: "Was ist eine Normalbiografie?" nachgegangen.

http://www.amazon.de/Identit%C3%A4t-Lebenszyklus-Aufs%C3%A4tze-Erik-Erikson/dp/3518276166/ref=sr_1_1?ie=UTF8&;qid=1362514153&sr=8-1

Ein weiterer Klassiker zum Thema ist 

3. Anselm Strauss: "Spiegel und Masken"

Auch hier geht es um die Frage nach Identität und Identitätsfindung.

http://www.amazon.de/Spiegel-Masken-Suche-nach-Identit%C3%A4t/dp/3518077090/ref=sr_1_12?ie=UTF8&;qid=1362514127&sr=8-12 

George Herbert Mead: "Geist, Identität und Gesellschaft"

Ein in der Sozialwissenschaft sehr bekannter Ansatz, der auf die Verzahnung von Persönlichkeit und gesellschaftlicher Erwartung/Reflexion eingeht. 

http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss_1?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85Z%C3%95%C3%91&;url=search-alias%3Dstripbooks&field-keywords=george+herbert+mead

 

&n bsp;

Christian     ST-Du-Verg.-Denker - 2122

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A3   RE: wann bildet sich die Persönlichkeit aus frageer - 06.03.2013 17:09 

Peter sagt,

 

danke fuer die ausfuehrung, ich war ungenau, ich meinte den persoenlichkeitstyp wann er sich praegt 

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A4   RE: wann bildet sich die Persönlichkeit aus werner - 06.03.2013 20:56 

Zitat:

danke fuer die ausfuehrung, ich war ungenau, ich meinte den persoenlichkeitstyp wann er sich praegt 


Die bisher wohl wahrscheinlichste Hypothese zur Typentstehung (epigenetische Varianten, gebildet kurz nach der Einnistung des Embryos in der Gebärmutter) habe ich seit 2008 mehrfach publiziert und sie ist auch im "Arbeitsbuch Psychographie" nachzulesen (hier bei den Downloads).

Diskussionen dazu ebenfalls hier im Forum unter http://www.psychographen.de/forum/index.php?file=forum_show&;id=11093&showselect=all&hl=typentstehung&search=1

Werner (Beziehungstyp, wir-verbunden, zukunftsorientiert, Denker - 123-Code: 1332)

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